Sounds

Gillian Welch & David Rawlings – Rückkehr eines Americana-Traumpaars

Sie sind seit dreißig Jahren professionell und privat ein Paar – und sie sind heimliche Stars der Americana-Szene der USA: Gillian Welch und David Rawlings sind kein Gespann für die Popcharts, doch wenn es um eine introvertierte und leise Seite der amerikanischen Musik mit Traditionsbezug geht, dann genießt das Paar aus Nashville Respekt und Bewunderung wie nur wenige. Jetzt sind sie nach einer Pause zurück mit einem neuen Album. Benannt ist es nach ihrem Tonstudio "Woodland". Als im Frühjahr 2020 ein Tornado in East Nashville wütete, erwischte es auch das Woodland-Studio im Stadtteil Five Points. Seit wenigen Jahren erst befand sich das historisch bedeutsame Studio im Eigentum von Welch und Rawlings. Man konnte mit Glück wertvolle Instrumente, Bänder und Studiotechnik retten in der Unglücksnacht, doch das Gebäude selbst wurde verwüstet, wird bis heute restauriert. Wenn das Duo jetzt sein Album "Woodland" benennt, ist das auch eine Vergewisserung des beschwerlichen Weges, den man gegangen in den letzten Jahren. Es sind die ersten neuen Songs der beiden seit sieben Jahren.

Ryuichi Sakamoto – Opus: Abschieds-Performance für die Welt

Als der japanische Komponist und Pianist Ryuichi Sakamoto im März 2023 einem Krebsleiden erlag, verlor die globale Musikwelt eine ihrer faszinierendsten Persönlichkeiten. Seit Jahrzehnten pendelte der Japaner zwischen fernöstlichen und westlichen Musik-Idiomen, war ein Star der Filmmusik-Komposition, veröffentlichte eine große Anzahl von Alben unter eigenem Namen – von Pop bis Ambient. Seine  letzte Performance ließ Sakamoto von seinem Sohn filmen, in eindrucksvoll intensivem Schwarzweiß. Mit einer Auswahl eigens dafür ausgewählter Piano-Solo-Kompositionen aus dem umfangreichen Oeuvre des Japaners. Es entstand der Film "Opus", zu sehen war er in diesem Jahr auch in ausgewählten Kinos hierzulande. Nun ist die Musik des Films digital erschienen. Sie belegt die Ausnahmestellung des Künstlers und die herausragende Intensität seiner letzten Performance.

Connie Converse – Entdeckung einer Songwriting-Pionierin

Als die junge Connie Converse Ende der 1940er Jahre nach New York kam, wollte sie dort als Musikerin erfolgreich sein. Sie schrieb privat Songs, doch öffentlich erklangen diese so gut wie nie. Ein einziger TV-Auftritt wurde 1954 von ihr bekannt. Zehn Jahre lang versuchte die junge Frau mit ihrer Stimme und ihrer Gitarre, Fuß zu fassen. Es gelang ihr nicht. Nur private Aufnahmen aus den Küchen und Wohnzimmern von Bekannten und Freunden sind überliefert. Connie Converse verließ New York und ging zurück in den Mittleren Westen der USA. Dort setzte sie sich 1974 in ein Auto – und verschwand. Bis heute ist ihr Schicksal ungeklärt. Ihre Songs jedoch wurden in den letzten Jahren entdeckt – und werden heute gesungen auch von Indie- und Jazz-Prominenz wie Sängerin Cécile McLorin-Salvant. Converse gilt plötzlich als Pionierin der Singer-Songwriter-Bewegung. Eine umfangreiche Biographie über ihr Leben bekam in den USA viel Aufmerksamkeit 2023. Die New York Times wählte für ihre Rezension die Überschrift: "Before Dylan, There Was Connie Converse." Im August vor 100 Jahren wurde sie geboren, im August vor fünfzig Jahren verschwand sie.

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