"Poetry on the Road" Diese 4 Poesie-Entdeckungen sollten Sie nicht verpassen

Autorin

Wer denkt, Gedichte wären nur etwas für quälende Deutschleistungskurse und schwergängige Grundschulaufführungen – der kennt peotry on the road noch nicht. Zum 24. Mal kommen vom 23. bis 25. Juni Dichter:innen aus vielen verschiedenen Ländern zum Literaturfestival nach Bremen und beweisen: Gedichte können so viel mehr! Wir stellen Ihnen vier Autor:innen vor, die zu entdecken, sich besonders lohnt.

Listicle poetry on the Road
Bild: Anna Drvnik / Elizar Veerman/ Mateao Vega / Joris Casaer / Paula Winkler / Collage: Sabina Weinrich

1 Radna Fabias

Junge Frau im grünen Kleid mit langem schwarzem Haar und silbernem Schmuck sitzt auf einer öffentlichen Tribüne
Radna Fabias aus Curaço/Niederlande Bild: Elizar Veerman

Sie ist Dichterin. Sie ist Schwarz. Sie ist eine Frau. Und sich als solche in dieser Welt Gehör zu verschaffen, erfordert Kampfgeist. Politisch sind ihre Texte, aber nie eindimensional urteilend. Denn alles hat zwei Seiten: Der Feind kann auch der Geliebte sein. Geboren ist sie auf der Antilleninsel Curaçao, und die Gedichte in ihrem preisgekrönten Buch “Habitus” folgen einer Migrantin zurück in ihr Heimatland in der Karibik.


am flughafen ziehe ich
meine schuhe aus den gürtel und wenn
man mich dazu auffordert auch die hose
ich lasse mich von hunden beschnüffeln die waffen
habe ich unter meinen fingerspitzen angebracht dort
lagert auch der beschleunigte herzschlag


Radna Fabias liest am Samstag, 24. Juni, in der Bremer Shakespeare Company im Rahmen der internationalen Poetry Slam Gala bei Shakespeares. Beginn: 19 Uhr.

2 Fiston Mwanza Mujila

Junger Mann mit schwarzer Brille und schwarzer Mütze guckt in die Ferne
Bild: Anna Drvnik

Es swingt und summt und jammt in Fiston Mwanza Mujilas Romanen und Gedichten. Sie erschaffen bewegte Bilder im Kopf: Von rauchigen Jazzkneipen und spontanen Straßenkonzerten. Doch genau wie im Jazz gibt es auch hier eine abgründige Dimension: Das Chaos, die Bürgerkriege und die Jahrzehnte der Diktatur in seiner Heimat, der Republik Kongo. Dass er seit vielen Jahren in Österreich lebt, hat seinen Texten die Themen Einsamkeit und Exil beigemischt. Bei poetry on the road tritt Fiston Mwanza Mujila gemeinsam mit den Jazzmusikern Peter Schwebs und Malte Schiller auf.


Eine Welt ohne Ecken und Kanten ist tödliche Utopie
und man weiß doch, wo Utopien hinführen, die
der Ketzerei und der letzten Verarsche unter die Arme greifen


Fiston Mwanza Mujila liest am Samstag, 24. Juni, in der Bremer Shakespeare Company im Rahmen der internationalen Poetry Slam Gala bei Shakespeares. Beginn: 19 Uhr.

3 Maarten Inghels

Junger Mann mit bunter Brille und Cap lächelt in die Kamera
Bild: Joris Caesar

Marten Inghels ist ein multidisziplinärer Künstler, der bei seinen Auftritten mit Worten, Bildern und Klängen arbeitet. In Belgien kann man seinen poetischen Interventionen überall im öffentlichen Raum begegnen: Als riesige Buchstaben in der Landschaft, als schützendes Zelt aus Papier, oder als Leuchtreklame im Späti-Fenster. Gedichte als verbindendes Element von Mensch zu Mensch: Das ist auch die Idee hinter seinem Projekt „Einsames Begräbnis“: Dichter schreiben Verse für Verstorbene, die keine Angehörigen haben.


Wir wollten eine Chance, mit Dir zu reden
über Deine zwei Namen, den Geruch dutzender
Städte in Deinem Blut, über Sonne, Mond und Sterne.
Nicht das hier: zahnlos noch und schon verlorener Sohn Europas,
mit Deinem unbekannten Ausweis und dem zerbrochenen Kompass,
zwei Eltern und ihrem Verlust, Anschrift unbekannt.


Maarten Inghels liest am Samstag, 24. Juni, in der Bremer Shakespeare Company im Rahmen der internationalen Poetry Slam Gala bei Shakespeares. Beginn: 19 Uhr.

4 Sam Zamrik

Junger Mann mit langen dunklen Locken und Piercings im Gesicht lächelt in die Kamera
Bild: Paula Winkler

In der Heimatstadt Damaskus war Sam Zamrik im Heavy-Metal-Underground aktiv. Sam schrieb Songtexte – und fand so zur Lyrik. Sam behauptet von sich, nicht musikalisch zu sein. Wir widersprechen: Die Gedichte zeigen, dass Sam das Spiel mit Sprachmelodie und -rhythmus beherrscht. Und zwar auf Englisch und auf Deutsch. Im vergangenen Jahr erschien Sams erster Gedichtband: Ich bin nicht. Die Gedichte handeln von der Suche nach Identität, von Krieg und Flucht, von Heimatlosigkeit und dem Versuch anzukommen – von einem Leben zwischen Welten.


Hättest du Zeit gehabt,
hätte ich dir beschrieben,
was alles passiert,
wenn die Geschichten dreier Welten
in einem einzigen Kopf
zusammenkommen und dort miteinander kämpfen.


Sam Zamrik liest am Freitag, 23. Juni, im Theater am Leibnizplatz. Beginn: 19 Uhr.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei 21. Juni um 15:40

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