ARD Radiofeature: Wegschließen, Wegsehen, Weghören
Doku über Rassismus im deutschen Justizvollzug
In den vergangenen Jahren wurde in Deutschland intensiv über strukturellen Rassismus diskutiert, doch wie ergeht es Betroffenen in Gefängnissen? Diese Frage stellt das Feature und sucht Antworten im deutschen Gefängnissystem. Schnell wird klar, dass es äußerst schwierig ist, hinter die hohen Mauern zu blicken. Zur Lage von Minderheiten im Justizvollzug herrscht ein großes "Dunkelfeld", wie es in der Kriminologie heißt.
Die mehr als einjährige Recherche des Autors nähert sich dem Thema über Gespräche mit aktuellen und ehemaligen Insassen, politischen Verantwortlichen sowie Stimmen aus Wissenschaft und dem Justizvollzugssystem.
Ein ehemaliger Insasse, der sich mittlerweile als Gewerkschaftler für andere Gefangene engagiert, beschreibt den Umgang mit Rassismus im Knast wie folgt: "Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen". Zahlreiche aktuelle Fälle illustrieren schockierende Verhältnisse für People of Color, Muslime oder Gefangene mit ausländischen Staatsbürgerschaften. Zeugen berichten von verbaler und physischer Gewalt, Demütigungen und ungleichen Chancen bei der Resozialisierung nach der Haft.
Wenige wollen offen darüber sprechen, deshalb rückt das Feature die Vergessenen hinter Gittern ins Rampenlicht. Schließlich sollen aus Insassen am Ende ihrer Haft wieder freie, gesetzestreue Bürgerinnen werden.
Über den Autor:
Mohamed Amjahid, 1988 in Frankfurt a. M. geboren, ist investigativer Journalist und politischer Buchautor. Er schreibt für mehrere Medien wie ZEIT, Spiegel, Süddeutsche Zeitung und verschiedene ARD-Rundfunkanstalten. Für sein Sachbuch "Der weiße Fleck" zum Thema (Anti-)Rassismus hat Amjahid viel Aufmerksamkeit bekommen. Er wurde unter anderem mit dem Alexander-Rhomberg-Preis, dem Nannen-Preis und dem Deutschen Hörbuchpreis für die beste Radiodoku ausgezeichnet. Im September 2024 ist sein neues Buch "Alles nur Einzelfälle?" zum Thema Polizeigewalt erschienen.