Die regionale Reportage Warum Bremen früher aus Bexhövede regiert wurde

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  • Catharina Spethmann
Kirchenfenster Bexhövede
Die kleine Kirche wurde um 1182 erbaut. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Bexhövede ist auf den ersten Blick ein kleines Dorf wie viele andere zwischen Bremen und Bremerhaven: ein paar schöne alte Häuser, hinter der Kurve an der Dorfstraße eine kleine Kirche. Was man beim Vorbeifahren nicht ahnt: Genau hier verbirgt sich ein Stück Weltgeschichte.

Kirche in Bexhövede

Bexhövede – kleine Kirche mit großer Geschichte

In Bexhövede im Landkreis Cuxhaven verbirgt sich ein Stück Weltgeschichte. Catharina Spethmanns Reise startet dort, wo alles begann: an der kleinen Kirche.

Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Vikar Jan Reitzner ist ein bisschen stolz auf seine Kirche, denn sie ist klein, aber oho. "Wenn man sie sich genauer anschaut, hat man unten eine ganze Schicht von Findlingen, also eine ganz alte Steinkirche", sagt Jan Reitzner. Er erzählt, dass die Kirche um 1182 erbaut wurde. Weiter oben sei noch Fachwerk, der Turm sei aus dem 17. Jahrhundert. "Wir haben auch noch Glocken aus dem 14. Jahrhundert. Das ist eine alte, ehrwürdige, aber kleine Dorfkirche."

Mann kann sagen: Von Bexhövede wurde Bremen regiert.

Vikar Jan Reitzner
Vikar Jan Reitzner
Vikar Jan Reitzner in "seiner" Kirche in Bexhövede. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Zur Geschichte der Kirche hat Jan Reitzner eine besondere Beziehung, denn sie überschneidet sich mit seiner eigenen. Bevor er hier Vikar wurde, hat er seine Doktorarbeit in Kirchengeschichte über einen ziemlich illustren Sohn des Ortes geschrieben: Albert von Buxthoeven. Dessen Familie stand der kleinen Kirche vor. Bexhövede lag damals im Moor – weit abgelegen und schwer zu erreichen. Trotzdem machten die Männer der Familie Karriere – in der Kirche in Bremen. Allen voran Albert. "Er war dort in der Zeit schon Ministeriale, also ziemlich entscheidend. Insofern kann man sagen: Von Bexhövede wurde Bremen regiert. Und man kann dann später noch sagen: Von Bexhövede aus wurde eigentlich das ganze Deutsch-Baltikum regiert."

Albert aus Bexhövede gründete Riga

Adelig, gut vernetzt und hochgebildet, ist Albert schon mit Mitte 20 Vorsteher der Domschule in Bremen. Mit 30 Jahren, so früh es das Kirchenrecht zulässt, wird er zum Bischof geweiht. Im Jahr 1199 schicken die Bremer ihn im päpstlichen Auftrag mit 23 Schiffen und 1000 Kreuzrittern ins Baltikum. Er soll den Ostseeraum missionieren – nach heutigem Verständnis: erobern und dabei den christlichen Glauben verbreiten. Und das auch mit dem Schwert.

Der Bischof ist damals auch weltlicher Herrscher eines eroberten Gebietes. Alberts Vorgänger war nach zwei Jahren im Job umgebracht worden. Er selbst gründet um 1200 Riga und regiert dann noch 18 Jahre: "Am Dom zu Riga ist noch heute seine große Statue. Er wird dort noch ziemlich positiv gesehen", weiß Jan Reitzner. Im Jahr 1450, also 250 Jahre nach Alberts Ankunft im Baltikum, starb der deutsche Zweig der Familie aus. Der deutsch-baltische Zweig aber blieb und übte weiter Einfluss aus.

Kirche in Bexhövede
In der Kirche gibt es immer wieder Vorträge über ihre Geschichte. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Jan Reitzner hält auch Vorträge über die Kirche und Albert von Buxthoeven. Und verrät dabei ein spannendes Detail: "Im Stadtwappen von Bexhövede findet sich die alte Burg. Es soll einen Geheimgang gegeben haben von der Kirche rüber zur Burg. Aber auch den hat man nie systematisch ergraben." So bleibt vieles noch für die nächsten Generationen zu erforschen. Wer weiß, welche Geschichten sie sonst noch zu bieten hat, die kleine Kirche in Bexhövede.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 24. September 2022, 10:38 Uhr

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