Im Porträt Diese Kneipen-Wirtin bringt mit der "Pusta-Stube" Musik ins Blockland

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Kornelia Staffeldts in ihrer Pusta-Stube
Zirkuskind, Architektin, Kosmetikerin, Kneipen-Wirtin: Kornelia Staffeldts Leben verlief bunt und vielfältig. In ihre "Pusta-Stube" im Blockland gibt sie Künstlern eine Plattform. Bild: Radio Bremen | Chrissie Loock

Als Kind saß sie bei Che Guevara und Frank Sinatra auf dem Schoß, heute betreibt Kornelia Staffeldt die Bremer Kulturkneipe "Pusta-Stube". Das frühere ungarische Restaurant hat sie von ihren Eltern, die Artisten im ungarischen Staatszirkus waren, übernommen.

Porträt von Kornelia Staffeldt

Gesprächszeit Kornelia Staffeldt lockt Musiker und Bands ins Blockland

Als Kind saß sie bei Che Guevara und Frank Sinatra auf dem Schoß, heute betreibt Kornelia Staffeldt die Bremer Kulturkneipe "Pustastube" im Bremer Blockland.

Bild: Radio Bremen | Christina Look

Viel Holz, rot-weiß karierte Tischdecken und an der Wand hängen hunderte Fotos von Künstlern, die hier aufgetreten sind. In Konny Staffeldts "Pusta-Stube" finden Lesungen, viele Konzerte und so manch andere kulturelle Veranstaltung statt: "Ich gebe eigentlich jedem gern eine Plattform, der den Menschen etwas Schönes zeigen möchte."

Jan Fedder und Moritz Bleibtreu zu Gast

Viele Besucher lieben die Club-Atmosphäre, denn Platz gibt es nur für rund 50 Personen. Die Schauspieler Jan Fedder und Moritz Bleibtreu waren hier schon zu Gast. Ehemalige Werder-Spieler geben sich mit Schauspielern vom Bremer Theater die Klinke in die Hand: "Das ist wirklich ein ganz buntes Publikum." Die Gulaschsuppe darf für viele Fans der "Pusta-Stube" nicht fehlen. Es ist das einzige Gericht, das aus der Restaurant-Zeit ihrer Eltern übriggeblieben ist: "Obwohl ich versuche, es immer aus meinem Leben zu kriegen. Aber es geht halt nicht. Es gehört immer dazu, tatsächlich."

Kornelia Staffeldts Pusta-Stube
Zwei Fotos zeigen Kornelia Staffeldts Eltern am Trapez. Bild: Radio Bremen | Chrissie Loock

Kornelia Staffeldt ist die Tochter berühmter Zirkusartisten. Ihre Eltern, Janos und Therese Hergott, waren einst Stars des ungarischen Staatszirkus und tourten mit Tochter Konny, die im englischen Poole in der Grafschaft Dorset auf die Welt kam, durch die Welt. Es gab kaum ein Land, das sie nicht bereisten. "Norwegen, Spanien, Italien, Portugal, Amerika, Kuba, Russland, Vietnam – wir waren tatsächlich überall", erinnert sich Staffeldt an ihre Kindheit.

Als wir durch die Gegend gereist sind, war ich immer unheimlich sehnsüchtig nach einem richtigen Zuhause.

Kornelia Staffeldt über ihre Zeit als Zirkuskind

Eine feste Heimat hat das Zirkuskind in ihren frühen Jahren immer vermisst: "Als wir immer durch die Gegend gereist sind, war ich immer unheimlich sehnsüchtig nach einem richtigen Zuhause." Als sie zwölf Jahre alt war, beendeten die Hergotts ihre Karriere in der Zirkusarena. 1964 kamen sie nach Bremen und beschlossen, nicht mehr nach Ungarn zurückzukehren. Weil sie mit dem kommunistischen Regime in ihrer Heimat nicht einverstanden waren, gab die Familie ihren dort aufgebauten Wohlstand auf. "Wir sind dann lange durch die Gegend gereist, bevor wir im Blockland sesshaft wurden", so Staffeldt.

Kornelia Staffeldts Pusta-Stube
Das ungarische Restaurant verwandelte Kornelia Staffeldt in eine urigen Kulturkneipe. Bild: Radio Bremen | Chrissie Loock

Sie wollte die "Pusta-Stube" nicht weiterführen

Im Jahr 1973 eröffneten die Hergotts die "Pusta-Stube" im landwirtschaftlich geprägten Bremer Blockland. "Wenn da eine Familie von Ausländern und dann noch vom Zirkus dahinzieht, ist das schon strange. Aber ich muss sagen, man hat sich nie ausgegrenzt gefühlt", erinnert sich Staffeldt an die Anfangsjahre. Studiert hat die Blockländerin Architektur bis sie irgendwann feststellte, dass sie ihre Zukunft doch nicht am Schreibtisch verbringen möchte. Sie sattelte um und arbeitete viele Jahre als Kosmetikerin – bis ihr Vater 2004 plötzlich verstarb. Um ihre Mutter zu unterstützen, übernahm Kornelia Staffeldt die "Pusta-Stube", obwohl sie sich eigentlich immer sicher war, dass sie das Restaurant nicht weiterführen will.  

Die haben genau wie wir ihre Tage in der Garderobe verbracht und sich die Zeit vertrieben mit Kartenspielen.

Kornelia Staffeldt über ihre Begegnung mit Stars wie Frank Sinatra

Heute hat sie das ungarische Restaurant ihrer Eltern zur urigen Kulturkneipe weiterentwickelt. Staffeldt erzählt gern die Geschichte, wie sie als Kind auf dem Schoß von Che Guevara gelandet ist: "Da war ich drei Jahre alt vielleicht." Auf Frank Sinatra trafen ihre Eltern, weil sie lange in Ceasars Palace in Las Vegas auftraten. "Das waren alles ganz nahbare Menschen. Das ist nicht wie man sich Superstars von heute vorstellt. Die haben genau wie wir ihre Tage in der Garderobe verbracht und sich die Zeit vertrieben mit Kartenspielen."

Der "Kultur-Außenposten Bremens"

Musikerinnen und Musiker schätzen den kleinen Veranstaltungsort am Rande Bremens. Auch wenn sie sich manchmal im dunklen Herbstnebel fragen, wo sie hier gelandet sind, schmunzelt Staffeldt. Die Gastgeberin ist Mitglied des "Clubverstärkers" in Bremen und aktiver Teil der Musikveranstalter-Szene. Die "Pusta-Stube" wird liebevoll auch der "Kultur-Außenposten Bremens" genannt und Kornelia Staffeldt ist es wichtig, dass Livemusik in kleinen Kneipen weiterhin eine Zukunft hat. Mit Kolleginnen und Kollegen ist sie im Kontakt, um Künstler auch bei anderen unterzubringen, wenn es bei ihr einmal nicht klappt: "Da gehört unheimlich viel Herzblut dazu. Und das ist unheimlich wichtig, dass das durch Publikum unterstützt wird."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 28. Oktober 2024, 18:05 Uhr

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