Im Porträt Dieser Bremer ist ein unermüdlicher Blutspender

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Ein Blutspender liegt auf einer Liege
Der 54-Jährige Shahin Pour spendet seit seinem 18. Lebensjahr mehrmals im Jahr Blut. Bild: Radio Bremen, Lieselotte Scheewe

Blutspenden kann Leben retten. Vor allem im Sommer werden die Reserven knapp. Weil Blut nicht künstlich hergestellt werden kann, ist jede einzelne Spende wichtig. Der Bremer Shahin Pour hat schon über 100 Mal in seinem Leben Blut gespendet.

Teamleiterin Kerstin Bendlin vom DRK führt bei Shahin Pour die Blutspende durch

Shahin Pour hat schon über 100 Mal in seinem Leben Blut gespendet

Bei seiner Arbeit merkt Shahin Pour täglich, wie wichtig Blutkonserven sind. Er arbeitet im Klinikum Bremen Nord in der Unfallchirurgie. Eine Spende kann bis zu drei Menschen versorgen, auch das motiviert Shahin Pour zum Blutspenden.

Bild: Radio Bremen, Lieselotte Scheewe | Lieselotte Scheewe

In einem großen hellen Raum in der diakonischen Einrichtung Friedehorst in Bremen Nord stehen medizinische Liegen mit Blutspendegeräten. Darauf liegen durchsichtige Schläuche und Kanülen. Graue Kästen piepen und brummen beim Blutabpumpen. An der linken Seite des Raumes nehmen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Daten der Blutspender auf.

Einer davon ist Shahin Pour. Er trägt T-Shirt, eine sportliche Weste und Jeans. Seine freundlichen brauen Augen schauen durch eine schwarze Brille. Kopf und Bart sind frisch rasiert. Der 54-Jährige geht hinter eine blaue Trennwand, zum Check-up bei einer Ärztin. "Jetzt einmal noch die Temperatur messen", sagt sie und hält ein Thermometer an seine Stirn. Shahin Pour spendet seit seinem 18. Lebensjahr mehrmals im Jahr Blut. "Ich bin im Iran geboren und seit 2002 bin ich hier in Deutschland. In meiner Heimat habe ich 52 Mal und hier heute 61 Mal, das heißt insgesamt 113 Mal Blut gespendet", erzählt er.

Natürlich habe ich dort viele Verletzte, viele Leute gesehen, die unbedingt Blut brauchten. Da habe ich das Gefühl gehabt, ich bin bereit, ich kann Blut spenden, ich kann Menschen helfen. Und da habe ich angefangen.

Shahin Pour über seine Motivation, das erste Mal Blut zu spenden

Die Schulzeit hat Shahin Pour in seiner Heimat verbracht. Danach hat er Wehrdienst gemacht und fuhr dort Rettungswagen. Da fiel seine Entscheidung, das erste Mal Blut zu spenden: "Natürlich habe ich dort viele Verletzte, viele Leute gesehen, die unbedingt Blut brauchten. Da habe ich das Gefühl gehabt, ich bin bereit, ich kann Blut spenden, ich kann Menschen helfen. Und da habe ich angefangen." Die Abläufe bei der Blutspende sind für Shahin Pour längst Routine. "Möchten Sie mit dem rechten oder mit dem linken Arm spenden?", fragt eine der Mitarbeiterinnen. "Mit links bitte", sagt er und zuckt nicht mit der Wimper, als die Dame mit der Nadel in seinen Arm sticht.

Ein Mann steht mit Verband nach einer Blutspende auf einer Rasenfläche im Park
Shahin Pour hat insgesamt 113 Mal Blut gespendet. Bild: Radio Bremen, Lieselotte Scheewe | Lieselotte Scheewe

An seine erste Blutspende erinnert Shahin Pour sich noch genau: "Meine Mutter hat gesagt, du gehst das erste Mal, möchtest du, dass ich mitkomme? Und ich habe gesagt, ich bin erwachsen genug, ich gehe alleine. Ich kann nicht vergessen, da haben wir Kekse und eine Apfelschorle bekommen. Ich war so stolz." 

Den Bedarf an Blutkonserven jeden Tag vor Augen

Bei seiner Arbeit hier in Deutschland merkt er täglich, wie wichtig Blutkonserven sind. Vor 24 Jahren kam er aus politischen Gründen nach Deutschland und machte hier eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. "Ich arbeite im Klinikum Bremen Nord in der Unfallchirurgie. Wir haben ungefähr fünf bis zehn, auch mal 13 Operationen und natürlich haben wir auch viele Patienten, die unbedingt Blut brauchen", erzählt er. Wenn er im Dienst ist, geht Shahin Pour ein bis zweimal am Tag ins Krankenhauslabor und holt dort Blutkonserven. Dass im Labor genügend Blut vorrätig ist, ist nicht selbstverständlich.

Es ist eng. Die Regale sind leer

Markus Baulke, Hauptabteilungsleiter Blutspenderwerbung und Öffentlichkeitsarbeit beim DRK-Blutspendedienst

Gerade jetzt hat der DRK-Blutspendedienst dringend zum Blut spenden aufgerufen. Die Vorräte an Blutkonserven haben eine kritische Untergrenze erreicht. Der DRK-Blutspendedienst in Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern benötigt einen Bestand von 10.000 Blutpräparaten. Aktuell liegt er bei 8.800. "Es ist eng. Die Regale sind leer", sagt Markus Baulke, Hauptabteilungsleiter Blutspenderwerbung und Öffentlichkeitsarbeit. "Wir können seit einigen Tagen die Klinikbedarfe nicht mehr vollständig versorgen. Darum ist es jetzt wichtig, die Blutreserven so schnell es geht wieder aufzufüllen." Deutschlandweit brauchen die Kliniken in Deutschland jeden Tag etwa 15.000 Blutspenden. 

Eine Spende kann bis zu drei Menschen versorgen. Dazu tragen Menschen wie Shahin Pour bei. Dass der 54-Jährige so häufig und schon sein ganzes Leben lang regelmäßig spendet, ist besonders. Das weiß auch Kerstin Bendlin. Sie ist die Leiterin des Blutspendeteams 14 vom Deutschen Roten Kreuz. "Dass die regelmäßigen Spenden immer erfolgen, das ist ganz, ganz wichtig für die Blutversorgung der Bevölkerung und da sind wir sehr, sehr dankbar, dass so viele Spenderinnen und Spender so regelmäßig zu uns kommen." Im Durchschnitt gehen die Blutspender in Bremen ein bis zweimal im Jahr zur Blutspende. Erlaubt sind sechsmal im Jahr für Männer und viermal im Jahr für Frauen.

Ich bin mega stolz, weil bis jetzt habe ich geschafft, mehr Blut zu spenden, den Menschen zu geben, als ich jemals brauche. Das ist für mich eine Ehre, ein Ziel.

Shahin Pour über das Blutspenden

Shahin Pour liegt deutlich darüber. "Ich bin mega stolz, weil bis jetzt habe ich geschafft, mehr Blut zu spenden, den Menschen zu geben, als ich jemals brauche. Das ist für mich eine Ehre, ein Ziel, weil ich momentan sehe: Viele Menschen brauchen unbedingt Blut. Das heißt wir können mit unserem Blut vielen Menschen helfen und viele Leben retten."

Das Blutspenden beschreibt er schmunzelnd als Hobby. Und bei seiner Familie und im Freundeskreis steht fest: Viermal im Jahr muss Shahin Pour zur Blutspende. Er wünscht sich, dass auch andere Menschen das tun. "Wenn die Menschen gesund sind, wenn sie können, sollen sie bitte einfach zur Blutspende gehen. Das ist eine tolle Hilfe, das ist ein schönes Gefühl", sagt er.

Keine Last, sondern ein Glücksgefühl

Wenn Shahin Pour nicht seinen Arm auf das Polster legt für die Blutspendenadel oder in der Unfallchirurgie arbeitet, dann verbringt er am Liebsten Zeit mit seiner Frau und seinem achtjährigen Sohn. Und er ist gern in der Natur. "Ich fahre viel mit dem Fahrrad, ich bin Fahrradfahrer und ich liebe Gartenarbeit", sagt der Bremer, der nach fünf Minuten auf der Blutspendeliege seine 500 Milliliter Blut schon abgegeben hat. "Dankeschön. Jetzt haben sie es geschafft. Möchten Sie einen Verband oder ein Pflaster?", fragt eine der Mitarbeiterinnen und zieht die Nadel aus seiner Haut.

Das Blutspenden ist für Shahin Pour weder Last noch muss er sich dazu überwinden. Im Gegenteil, es gibt ihm ein gutes Gefühl: "Ich finde, ich bin gesund und natürlich kann ich Blut spenden, ich bin mega glücklich."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 29. August 2024, 13:40 Uhr.

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Gesprächszeit mit Tom Grote

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