Im Porträt Shila Behjat zeigt, was wir von revolutionären Frauen lernen können
Stand: 15. April 2025.

Sie ist Journalistin, Publizistin und Buchautorin: Shila Behjat schreibt vor allem über Frauen. Das Mutter-Sein interessiert dabei genauso leidenschaftlich wie jene Kämpferinnen, die sich derzeit überall auf der Welt – teils unter Einsatz ihres Lebens – für Menschenrechte und Demokratie einsetzen.
Gesprächszeit Shila Behjat: Was wir von revolutionären Frauen lernen können
Feminismus ist ein Thema, das Shila Behjat quasi mit in die Wiege gelegt wurde: Schon ihre Mutter musste sich im streng katholischen Allgäu, wo auch die Journalistin selbst aufgewachsen ist, ihre Rechte erst erkämpfen: "Da gabs die ganz gewöhnliche und normale Ansicht, dass Mädchen zum Beispiel gar nicht Abitur machen müssen oder studieren müssen, und so eben auch meine Mutter. Ihr wurde das im Grunde genommen verboten, sie hat sich dann mehr oder weniger frei gekämpft und ist dann Stewardess geworden bei der Lufthansa."
Der Vater förderte sie und ihre Schwestern
Shila Behjats Vater stammt aus dem Iran und ist mit dem Bahaitum aufgewachsen – einer Religion, zu deren Grundpfeilern die Chancengleichheit von Frauen und Männern gehört. Er habe sie und ihre Schwestern immer aus der Überzeugung heraus gefördert, "dass Frauen eigentlich die Welt besser gestalten, dass Frauen eigentlich die sind, die in der Zukunft die entscheidende Rolle spielen werden", so Behjat.

Diese Denkweise dürfte Shila Behjat auch bei der Wahl der Themen beeinflusst haben, über die sie ihre Bücher geschrieben hat: Im vergangenen Jahr war es ihr viel beachtetes Debüt "Söhne großziehen als Feministin". Darin beschäftigt sie sich mit der Frage, wie sie als Mutter zweier Söhne ihre eigenen feministischen Grundsätze hinterfragen muss – und was Geschlechtergerechtigkeit für sie aber auch für die Gesellschaft bedeutet. Für ihr Buch hat sie versucht, die Welt durch die Augen ihrer Söhne zu betrachten: "Ich kann wahrnehmen: Dadurch, dass sie als Jungs erkannt wurden, sind sie erst mal zu einem Problem geworden für andere. Dass sie zu laut sind, dass sie zu wild sind und solche Sachen. Und an der Stelle fehlt absolut der Diskurs."
Frauen treiben Demokratie an
Einen weiteren Diskurs über Chancengleichheit hofft die Autorin nun auch mit ihrem neuen Buch anzuregen: "Frauen und Revolution" heißt es, und Behjat untersucht darin das aktuelle Phänomen, dass Frauen starke Demokratie-Bewegungen vorantreiben – allein in den vergangenen fünf Jahren in vier Ländern. Sie kam auf das Thema, weil sie auch aus familiären Gründen anfing, sich mit der Iran-Revolution zu beschäftigen: "Und dann habe ich angefangen, den Blick zu weiten, hatte dann das Thema Belarus vor Augen und dann die Frauen im Sudan, die ja selber eine islamistische Herrschaft durch Umar al-Baschir beendet haben", so die 42-jährige Journalistin. "Während ich geschrieben habe, kamen dann noch die polnischen Frauen auf den Plan, die dann die PiS-Regierung gestürzt haben."
Es wird uns helfen, auch über den Angriff auf Demokratie heute zu sprechen.
Shila Behjat über das, was sie beim Schreiben gelernt hat.
Der Mut dieser Frauen habe sie am allermeisten beeindruckt, sagt Shila Behjat. Woher sie ihn nehmen, warum sie sich allesamt Gewaltfreiheit auf die Fahnen geschrieben haben und warum Demokratie und Frauenrechte untrennbar miteinander verbunden sind – das beleuchtet die Journalistin in ihrem Buch "Frauen und Revolution". Es zu schreiben sei ihr ein persönliches Anliegen gewesen, sagt Behjat. Während des Schreibens sei ihr aber auch klar geworden, dass wir hier in Deutschland von dem lernen können, was Frauen derzeit überall auf der Welt bewegen: "Es wird uns helfen, auch über die Demokratie, über den Angriff auf Demokratie heute zu sprechen. Wo Demokratie verteidigt werden muss, da sind eben die Frauen ganz vorne mit dabei."
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 15. April 2025, 18:05 Uhr