Auf der Bühne Roter Teppich als Spielwiese: "Fools at Work" am Theater Bremen
Standdatum: 22. Januar 2024.
Seit mehr als zehn Jahren sind der Name Samir Akika und das Ensemble Unusual Symptoms am Theater Bremen eng miteinander verbunden. Einmal im Jahr gibt es daher einen neuen Tanzabend im Kleinen Haus. "Fools at Work" heißt die neue Choreographie.
Worum geht es?
Ein breiter roter Teppich gibt die Tanzfläche vor. Er ist kein Laufsteg, kein langer, schmaler Teppich, wie wir ihn aus Gala-Veranstaltungen kennen. Sondern so breit, dass Platz für alles und für jeden war. Sieben Tänzerinnen und Tänzer des Bremer Ensembles agieren in großer Vielfalt – als Selbstdarsteller, als Aufmerksamkeitsfanatiker, als Ich-Zentrierte unserer Gesellschaft, die ihre Eitelkeiten nicht nur pflegen, sondern diese auch um jeden Preis zur Schau stellen wollen. Ja zwanghaft zur Schau stellen müssen. Im Gegensatz dazu dann eine Retrospektive bedeutender Momente der Geschichte, die von Photographen festgehalten wurden. Auch hier treffen sich beschreibendes Wort und Posen sehr gelungen. Und es wurde klar, wie unterschiedlich wichtig das "zur Schau gestellte" sein kann.
Was gab es zu sehen?
Endlos viele Beispiele des Alltags der Generation "Ich". Ohne Worte, dafür mit überzeugender Körperbeherrschung und dem entsprechenden Einsatz. Dieser Abend funktioniert, wenn man ihn einfach auf sich wirken lässt. Samir Akika hat unseren Alltag sehr genau beobachtet und er hat seine Beobachtungen dann choreographisch mit sehr viel subtilem Humor zubereitet. Das Ergebnis ist ungewöhnlich klar für ihn. Es gibt viel Wort am Anfang, eine auf Englisch dargebotene Kulturgeschichte der Farbe "rot" und danach durchgehend Musik von Deejane Suetszu, eigentlich Susana Morales Carrera aus Costa Rica. Über die 90 Minuten liegt ein Schmunzeln in der Luft.
Was sagt unser Kritiker?
Der Titel beschreibt, ganz klar, das Dargestellte, nicht die Darstellerinnen und Darsteller und auch nicht den Choreographen. Denn da war einer am Werk, der es kann. Samir Akika ist ganz sicher ein Verrückter – aber nur im allerbesten Sinne. Bis auf wenige Ausnahmen, die wirklich die ganze Zeit lang irritiert ins Nichts geschaut haben, war das Publikum nah dran am Geschehen – und ich glaube, dass es viele Gedanken mit nach Hause genommen hat. Richtig so! Das ist der Sinn von Tanz und Theater: Unterhalten, überraschen und zum Denken anregen. Wie gut, dass wir Samir Akika in Bremen haben! Es lohnt sich übrigens, sich dieses Werk zwei Mal anzuschauen – einmal von der Tribüne und einmal diagonal versetzt direkt vom Rande des roten Teppichs!
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 21. Januar 2024, 08:20 Uhr