Auf der Bühne "La clemenza di Tito" – Oper über Macht und Gnade am Theater Bremen

Für Mozart-Fans definitiv sehenswert

Autorinnen und Autoren

Oliver Sewell mit Chor
Szene aus der Oper "La clemenza di Tito" mit Oliver Sewell und dem Chor. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg


Wie gnädig, wie milde kann jemand sein, dem es darum geht, die eigene Macht zu erhalten? 1791 hat sich Wolfgang Amadeus Mozart diese Frage gestellt und eine Oper daraus gemacht: "La clemenza di Tito". Am Theater Bremen hatte diese Oper nun Premiere.

Worum geht es?

Erzählt wird in der Oper die Geschichte von Titus. Der hat es auf den römischen Thron geschafft, macht sich damit aber auch Feinde. Sein Freund Sesto lässt sich aus Liebe auf einen Komplott gegen ihn ein. Titus überlebt und muss sich entscheiden, welche Konsequenzen er ziehen will. Wird er einen seiner engsten Freunde verurteilen oder begnadigen? Sesto wird zwar begnadigt, aber die Figur des Titus kommt in der Bremer Inszenierung nicht besonders gut weg. Regisseur Marco Storman hält die vermeintliche Milde des Kaiser für vorgeschoben und manipulativ, um ein möglichst positives Selbstbild zu erzeugen. Währenddessen brodelt es in der Gesellschaft, die sich für das Leben Sestos eingesetzt hat.

Sarah-Jane Brandon und Ulrike Mayer mit Chor
Eine dramatische Szene mit Nebel auf der Bühne in der Oper "La clemenza di Tito". Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Was gab es zu sehen?

Schauplatz für diese Geschichte ist das alte Rom. Das Bühnenbild ist mir persönlich schon fast zu schlicht: Eine Drehbühne mit Elementen aus Holz. Das wirkte wie die Skizze eines Amphitheaters oder eines Marktplatzes. In jedem Fall ein öffentlicher Raum. Zu den intimeren Settings gehört eine schräge Glasscheibe als Trennung – mal zwischen den Liebenden – mal zwischen dem Verurteilten und dem Rest der Gesellschaft. Den zweiten Teil fand ich etwas spannender. Da wird viel mit einem schwarzen Vorhang gespielt – der ist semitransparent – wie ein schwarzer Schatten. Dazu Blumengestecke als Kontrast. Die Kostüme sind schlicht gehalten. Die meisten Charaktere ganz in schwarz.

Wer sollte die Inszenierung nicht verpassen?

Vor allem Mozart-Fans kommen hier auf ihre Kosten. Es gibt wunderschöne italienische Arien zu hören, gespielt von den Bremer Philharmonikern – zum ersten Mal unter der Leitung des neuen ersten Kapellmeisters Sasha Yankevych.

Was sagt unsere Kritikerin?

Sarah-Jane Brandon, Ulrike Mayer mit Chor
Szene aus "La clemenza di Tito" mit Sarah-Jane Brandon und Ulrike Mayer und Chor. Im Hintergrund ein schwarzer Vorhang. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Was mir im Bühnenbild gefehlt hat, hat dann aber die Musik wettgemacht. Mozart war ein fantastischer Opern-Komponist. Sehr vielschichtig und sehr klug, wenn es um die Gedankenwelt der einzelnen Figuren geht. Die Bremer Philharmoniker haben das super umgesetzt. Auch stimmlich war die Premiere teilweise sehr stark. Herausragend war Ulrike Mayer als Sesto. Eine sogenannte Hosenrolle und heimliche Hauptrolle der Oper. Sie hat die Zerrissenheit von Sesto – stimmlich und auch schauspielerisch sehr transparent gemacht.

Die große Überraschung an diesem Abend war für mich aber eine andere: Die Sopranistin Elisa Birkenheier als Servilia, Sestos Schwester, in einer vergleichsweise kleinen Rolle. Unglaublich schön und rührend umgesetzt. Eisa Birkenheier ist noch recht neu im Ensemble. Sie hat mich absolut begeistert.

Insgesamt könnte die Inszenierung aufregender sein. Aber musikalisch ist "La clemenza di Tito" in Bremen absolut zu empfehlen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 29. März 2024, 14:10 Uhr

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