Die Morgenandacht Eva im Schönheitswahn
Standdatum: 8. November 2024.
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- Verfügbar bis: 8. November 2026 Informationen zur Verweildauer
"Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte und siehe, es war sehr gut..." Das steht am Anfang der Schöpfungsgeschichte. Aber inzwischen finden Adam und Eva längst nicht mehr alles gut an sich und der Welt. Pastorin Jeannette Querfurth spricht über den Wunsch zur Perfektion.
"Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte und siehe, es war sehr gut..." So heisst es ganz am Anfang der Bibel in der Schöpfungsgeschichte. Die Zeit verging, Adam und Eva flogen aus dem Paradies. Und irgendwann – Jahrtausende später – hielt das Fernsehen Einzug in die Menschheitsgeschichte. Spätestens jetzt teilen Adam und Eva ganz offensichtlich nicht mehr die Meinung, dass alles gut ist, wie es ist. Im Gegenteil: Adam und Eva sind komplett unzufrieden mit sich und ihrer Umgebung und brauchen Hilfe.
Vor allem Eva findet jetzt ihre Nase zu breit, ihren Busen zu klein, den Bauch zu dick und den Hintern zu flach. Zum Glück gibt es die passende Fernsehsendungen, die sie kostenlos operativ umbauen, aber den neugierigen Blicken von Millionen preisgegeben. Je nach Aufwand wird Eva in Stunden, Wochen oder Monaten vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan operiert und gestylt. Schnittmuster gibt es ausreichend: Eine Nase wie Helene Fischer, ein Silikon-Busen wie Kim Kardashian, und ein flacher Bauch wie Heidi Klum. – Dem Schönheitschirurgen sei Dank kann Eva bald vor einem großen Spiegel gerührt in Tränen ausbrechen, weil kein Makel mehr an ihr zu finden ist.
Irgendwie ist sie auch nicht mehr Eva - aber wen stört das schon?! Im Fernsehen herrscht seit Jahren die Zeit der kollektiven Abwertungen. Die Botschaft ist einfach und gemein: Nichts Individuelles ist mehr sehr gut und schön: dein Körper, deine Wohnung oder deine Kinder. Alles ist voller Makel und muss perfektioniert werden. Darum arbeiten zur Zeit zahlreiche Schönheitschirurgen, Wohnberaterinnen und Coaches auf vielen Kanälen im Fernsehen daran, Menschen und Wohnungen dem vorgegebenen Zeitgeschmack anzupassen.
Ich wünsche mir gegen diesen schlimmen Trend den Respekt vor höckrigen Nasen und Wohnzimmern voller Nippes zurück. Den Respekt vor Eigenheiten und Verrücktheiten – auch vor unbequemen und hässlichen Menschen. Denn das ist nicht schrecklich, sondern der Reiz der Vielfalt des Lebens. So wie es am Anfang gedacht war. "Gott sah alles an, was er gemacht hatte und siehe, es war sehr gut..."