Die Morgenandacht Die Angst hat nicht das letzte Wort

Ingo Wilberding
Ingo Wilberding

Die Morgenandacht Die Angst hat nicht das letzte Wort

Gottes Zuspruch "Fürchte dich nicht" stärkt mich, mir meiner Würde bewusst zu werden, sagt Caritas-Mitarbeiter Ingo Wilberding.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Gottes Zuspruch "Fürchte dich nicht" stärkt mich, mir meiner Würde bewusst zu werden, sagt Caritas-Mitarbeiter Ingo Wilberding.

"Fürchte dich nicht!" Was für eine starke Ansage! Drei Worte nur – und ich spüre: Wer so spricht, weiß: Das Leben kann fürchterlich sein. Fürchte dich nicht! Vieles beschäftigt uns dieser Tage: die Sorge um eine gesicherte Zukunft, die Furcht vor den Folgen unserer Umweltbelastung, die Angst vor der zunehmenden Bedrohung durch Eskalationen, Kriege und Verweigerung von Diplomatie. Das alles wird nicht ausgeblendet, sondern sehr ernst genommen. Fürchte dich nicht! Die Angst soll nicht das letzte Wort haben. Das ist Gottes entschiedenes Widerwort gegen die Logik der Angst und der Furcht.

In den heutigen katholischen Gottesdiensten wird dieser Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jesaja als Lesung vorgetragen. Selten war er so passend wie heute. In den Medienberichten und Umfragen scheint sich ein Schatten der Angst und Furcht über die Menschen zu legen. Wobei unklar ist, inwieweit die Medien, vor allem die sozialen Plattformen, selbst dazu beitragen. Aber: Irgendwas stimmt nicht, ist instabil, nicht verlässlich, sondern ungeklärt, in der Schwebe, unsicher, zweifelhaft. Und das kann ängstigen. Der Prophet Jesaja traut sich, hier zu widersprechen. Er sieht, dass es schwer, manchmal unmöglich ist, sich aus dieser ängstlichen und sorgen-besetzten Haltung selbst zu befreien. Deshalb setzt Jesaja auf eine andere Lösung. Eine Lösung, die mir gegeben wird. Auf die ich vertrauen kann, weil sie schon vor mir da war und über mich und die aktuellen Krisen hinausweist. Sie speist sich nicht allein aus den Mitteln der Welt und der Menschen. Das ist die Hoffnung des Propheten.

Und in dieser Hoffnung gibt Jesaja die Worte weiter, die für ihn von Gott ausgehen und die sich an uns Menschen richten: Fürchte dich nicht! Hier geht es um die Existenz schlechthin. Kein billiger Trost.  Gott will uns in unserer Verunsicherung erreichen, uns aufrichten. Will mich zu einer anderen Haltung bringen als der mir aufgezwungenen oder selbst eingenommenen Haltung der Unsicherheit und Angst. Für Jesaja ist Gottes Zusage in Gott selbst begründet: "Ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein." In diesen alten Worten zeigt sich ein großartiges, neues Bild von einem freien Menschen. Von Geburt an. Niemand hat das Recht, Anspruch auf uns und unser Leben zu erheben.

Ich bin gemeint. Ich bin gut so wie ich bin, ich muss die Erlösung nicht selbst schaffen. Als Mensch sind wir keine austauschbaren Teile einer großen Masse, sondern haben einen eigenen Wert. Und eine eigene Würde. Gottes Zuspruch: "Fürchte dich nicht" stärkt mich, mich meinen Ängsten zu stellen, mir meiner Würde bewusst zu werden und einzustehen für meine und für die Würde aller Menschen. Wo immer sie übersehen, klein gemacht oder übergangen werden. Dann wird in meinem Handeln und Denken, in meinem Eintreten für die Anderen Gottes Verständnis für die von Not und Angst gezeichneten Menschen sichtbar und erfahrbar.

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  • Ingo Wilberding

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