In der Ausstellung Junge Künstler zeigen Werke zu Kolonialismus, Krieg und Unterdrückung

Autorin

Collage zeigt Wisrah C.V. da R. Celestino/Helena Uambembe und Vincent Sheers
Sie bekommen den ars viva-Preis 2025, v.l.: Wisrah C. V. da R. Celestino, Helena Uambembe und Vincent Scheers Bild: Ana Pigosso/Rupert de Beer/privat

Der ars viva-Preis für bildende Kunst wird vom "Kulturkreis der deutschen Wirtschaft" im Bundesverband der deutschen Industrie vergeben. In diesem Jahr wurden Wisrah C. V. da R. Celestino, Helena Uambembe und Vincent Scheers ausgezeichnet.

Worum geht es in der Ausstellung?

Die Ausstellung zeigt, wie international die deutsche Kunstszene mittlerweile aufgestellt ist: Wisrah C. V. da R. Celestino stammt aus Brasilien, Helena Uambembe aus Südafrika und Vincent Scheers aus Belgien. In ihrer Kunst beziehen sich alle drei auch auf ihre Herkunft. Ihre Werke ziegen sie in der Kunsthalle Bremen — jeweils in einem eigenen Ausstellungsraum.

Was gibt es in der Ausstellung zu sehen?

Wisrah Celestino drappiert Gardinen auf Tischen, Installationsansicht der Kunsthalle Bremen
Wisrah C.V. da R. Celestino, Privacy, 2023, Installationsansicht Kunsthalle Bremen 2024 Bild: Carolin Weinkopf/Kulturkreis der deutschen Wirtschaft | Carolin Weinkopf

Wisrah C. V. da R. Celestino interessiert das Thema Kolonialisierung vor dem Hintergrund seiner eigenen Familiengeschichte: "Ich bin mixed-raced. Das war also schon in meinem Leben, bevor ich diese heimatliche Präsenz des Kolonialismus mit meiner Hautfarbe und meiner Familie konzeptualisieren konnte. Und später, mit der Arbeit, habe ich irgendwie meine Biografie und meine eher theoretischen Interessen zusammengebracht", sagt er über seine Arbeit. Für die Installation "privacy" hat er in Brasilien Gardinen von Familienmitgliedern eingesammelt und nach Deutschland verschifft. Die älteste Gardine ist 60 Jahre alt und stammt von der Großmutter. Blaue, rote, grüne Vorhänge, geblümte Baumwolle oder zarte Spitze bedecken nun unterschiedlich hohe und breite Sockel und bilden ein Kunstobjekt.

Uambembes Vinylboden-Installation zeigt Soldaten, Maschinengewehre und Granaten
Helena Uambembe, Standard Issue (A meditation on things we do not care for), 2024, Installationsansicht Kunsthalle Bremen 2024 Bild: Carolin Weinkopf/Kulturkreis der deutschen Wirtschaft | Carolin Weinkopf

Helena Uambembe wurde 1994 in Südafrika geboren, ihre Eltern flohen vor dem Bürgerkrieg in Angola. Uambembes stilisierte Soldaten, Maschinengewehre und Granaten sind bei der Rauminstallation "Standard Issue" erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Auf dem bemalten Vinylboden wirken sie zunächst wie harmlose Strichmuster oder Linien. Die Besucher und Besucherinnen können sich auf den Boden setzen und die Bilder mit dem Sound auf sich wirken lassen. "Ich möchte das Bewusstsein der Menschen schärfen und eine Erfahrung vermitteln. Die Installation ist ein Raum dafür. Die Menschen können interagieren, sich setzen und über alles Mögliche nachdenken und reflektieren, aber vor allem über die Bilder und den Klang, der sie umgibt", erklärt die Künstlerin.

Vincent Scheers Rauminstallation aus einem silberfarbenen Druckbehälter an 4 langen Ketten von der Decke gespannt
Vincent Scheers, People who deny the existence of dragons are often eaten by dragons, 2024, Installationsansicht Kunsthalle Bremen 2024 Bild: Carolin Weinkopf/Kulturkreis der deutschen Wirtschaft | Carolin Weinkopf

Vincent Scheers aus Belgien, der jetzt in München lebt, hat in seiner Rauminstallation einen silberfarbenen Druckbehälter an vier langen Ketten von der Decke gespannt. Dieser erinnert ein bisschen an einen Kochtopf. In dem Kompressor befindet sich ein Kopfkissen des Künstlers. "Ich beschäftige mich mit Unterdrückungssystemen und wie sie funktionieren. Und wie Menschen oder Gruppen mit ihnen umgehen oder gegen sie vorgehen können. (...) Wir erlegen uns selbst eine Menge Beschränkungen auf und werden ständig eingeschränkt. Wir haben also täglich damit zu tun und da liegt es nahe, einen Kommentar abzugeben", erläutert Scheers seine Installation.

Lohnt sich ein Besuch?

Der ars viva-Preis lebt von Gegensätzen. Eine "eigenständige Formensprache und Bewusstsein für gegenwärtige Fragestellungen" sollen die Preisträgerinnen mitbringen – so heißt es in den Kriterien der Jury. Und das ist den drei jungen Talenten gelungen, denn jeder Raum ist eine Welt für sich. Ihre Themen Kolonialismus, Krieg und Unterdrückung zeigen, wie sehr die Kunst in diesem Jahr von gesellschaftspolitischen Debatten inspiriert wird.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Samstagmorgen, 12. Oktober 2024, 13:40 Uhr

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