In der Ausstellung Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis 2024 prämiert neue Sichtweisen
Standdatum: 19. November 2024.
Am 16. November 2024 wurde der Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis im Künstlerdorf Worpswede verliehen. Der Preis steht für eine zeitgenössische, schöpferisch-lebendige Auseinandersetzung mit der Ausnahmekünstlerin Paula Modersohn-Becker (1876-1907), deren Werk und Wirken bis heute über die Region hinausstrahlt.
Worum geht es in der Ausstellung?
Seit 2010 wird der Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis vom Landkreis Osterholz alle zwei Jahre ausgelobt. Der Preis unterstreicht die identitätsstiftende Bedeutung der bildenden Kunst für die Region, in dessen Zentrum das Künstlerdorf Worpswede steht. Der Kunstpreis wird in drei Kategorien vergeben: Im Hauptpreis werden Künstlerinnen und Künstler geehrt, die ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Deutschland haben. Der Sonderpreis geht an Kunstschaffende aus Bremen und dem Landkreis Osterholz. Der Nachwuchspreis richtet sich an junge Talente aus Bremen oder Niedersachsen. Aus insgesamt 336 Bewerbungen wurden sieben Künstlerinnen und Künstler nominiert. Ihre Werke sind bis zum 9. März 2025 im Museum Barkenhoff und in der Großen Kunstschau in Worpswede zu sehen.
Wie ist die Ausstellung aufgebaut?
Beate Arnold ist wissenschaftliche Leiterin im Barkenhoff und Teil des Teams im Worpsweder Museumsverbund. Zusammen mit Stefan Borchardt hat sie die Ausstellungen kuratiert. Sieben Räume zeigen die Werke der Nominierten. Zu sehen sind unter anderem die Gemälde der in Korea geborenen Malerin Jeehye Song, die sich mit dem Thema Depression auseinandersetzt. In ihren Werken stellt sie dar, wie Körper in depressiven Zuständen aussehen. Ganz anders sind die Werke der Fotografin Maria Sewcz. Sie zeigt Fotos, die sie im Alter von 25 bis 27 aufgenommen hat. So entstand zwischen 1985 und 1987 eine Fotoserie über Berlin in dieser Zeit. "Das war auch das Alter, wo Paula Modersohn-Becker um ihre künstlerische Identität und Selbstbehauptung als Künstlerin und als Frau gekämpft hat. Sie ist also in einer ähnlichen Situation gewesen.", sagt Kurator Stefan Borchardt.
Was ist das Highlight der Kunstpreis-Ausstellung?
Den Hauptpreis erhielt in diesem Jahr der Fotograf und Konzeptkünstler Jonas Höschl. Seine jetzt preisgekrönte Mixed-Media Installation "SSSSSSuzuki" setzt sich mit dem bis heute unaufgeklärten Terroranschlag auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback und dessen Personenschützer auseinander. Sie alle wurden am 07.04.1977 von der RAF ermordet. In seiner Installation bringt Höschl verschiedene Gegenstände zusammen, die bei diesem Anschlag von Bedeutung waren. Zu sehen ist unter anderem ein Motorrad, das dem Modell entspricht, welches die Terroristen seinerzeit verwendet haben. Die Jury hat überzeugt, wie präzise der 1995 geborene Jonas Höschl die Geschichte rund um den Anschlag aufgearbeitet hat. Er zeige diese ohne zu bewerten und setze den Betrachtenden Anreize für eine eigene Spurensuche.
Die Jury des Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis 2024:
Auswahljury 2024:
- Dr. Matilda Felix: Direktorin des Haus Coburg, Städtische Galerie Delmenhorster Kunstschau.
- Radek Krolczyk: Galerist, Galerie K‘, Bremen.
- Merle Radtke: Leiterin der Kunsthalle Münster.
- Beate C. Arnold: Wissenschaftliche Leiterin der Barkenhoff-Stiftung Worpswede / Künstlerische Leiterin der Großen Kunstschau.
Preisjury 2024:
- Dr. Kathrin Baumstark: Direktorin des Bucerius Kunstforums, Hamburg.
- Madeleine Frey: Direktorin des Max Ernst Museums Brühl.
- Anna-Catharina Gebbers: Kuratorin, Hamburger Bahnhof, Berlin.
Lohnt sich ein Besuch?
Die Ausstellung zum Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis ist eine spannende Reise durch die zeitgenössische Kunst. Darin geht es nicht nur die deutsche-deutsche Geschichte. Atsushi Mannami beschäftigt der Städtebau und wie er uns prägt, bei Saskia Senge steht unser Konsum im Fokus. Das sind alles Themen, die uns heute bewegen. Trotzdem erschlägt die Ausstellung nicht. Sie ist nicht überfrachtet, sondern lädt die Betrachtenden ein, einmal ganz neu auf das Leben zu schauen.
Dieses Thema im Programm: Bremen zwei, Der Samstagvormittag, 13:40 Uhr