In der Ausstellung Intensiv und direkt: Holzschnitte von Kirchner in der Kunsthalle

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Farbholzschnitt von Ernst Ludwig Kirchner: Kühe im Frühling, 1933/34
Farbholzschnitt von Ernst Ludwig Kirchner: Kühe im Frühling, 1933/34 Bild: Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen

Die neue Ausstellung in der Bremer Kunsthalle stellt die Holzschnitte von Ernst Ludwig Kirchner den Arbeiten von drei zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern gegenüber. Darunter auch ein mächtiges raumgreifendes Werk.

Um was geht es in der Ausstellung?

"Kirchner Holzschnitte. Benjamin Badock, Gabriela Jolowicz und Thomas Kilpper" ist eine Zusammenschau zwischen Werken des Gründers der Künstlergruppe "Die Brücke" und drei zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern. Die Kuratorin Annett Reckert hat die Ausstellung chronologisch aufgebaut. Und die Künstler Badock, Jolowicz und Kilpper reagieren mit ihren Arbeiten auf Kirchners Holzschnitte. Dieses Medium ist ausschließlich in der Ausstellung zu sehen und nimmt uns mit in all die unterschiedlichen psychischen Zustände von Kirchner. Vom jugendlichen Aufbruch mit der Künstlergruppe "Brücke" 1905, seine angstbesetzten Jahre mit Aufenthalten in Sanatorien – zu finden in den Porträts seiner Mitpatientinnen und –patienten, dunkel, fast entstellt – bis zu seinem persönlichen und künstlerischen Wandel. Denn er geht für seine letzten zwei Jahrzehnte, bis zu seinem Selbstmord, in die Schweizer Alpen. In Davos wird er vom hypernervösen Großstädter zum naturverliebten Eremit. All das nimmt die Kunsthalle mit seinen jeweils passenden Holzschnitten mit auf.

Wie ist die Ausstellung aufgebaut?

Sie arbeitet sich an Ernst Ludwig Kirchners Leben ab. Rund 180 seiner Holzschnitte sind in der Ausstellung zu sehen. Die Entscheidung für den Holzschnitt hat Kuratorin Annett Reckert ganz bewusst gefällt. Es sei das Medium mit Rückgrat, im Gegensatz zur digitalen Bilderflut auf Social Media. Die drei zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler Gabriela Jolowicz, Benjamin Badock und Thomas Kilpper setzen sich künstlerisch und persönlich kritisch mit Kirchner auseinander: als Mann, als Egomane, als Drogenabhängiger im Kunstbetrieb. Gabriela Jolowizc holt auf gelungene Art und Weise Porträts Kirchners in die Gegenwart und setzt sie beispielsweise in Berliner Cafés, wo sie als Kunststudierende an Smartphones erscheinen.

Lohnt sich ein Besuch?

Besucher in der Kirchner-Ausstellung in der Bremer Kunsthalle
Ein Blick in das raumgreifende Werk von Thomas Kilpper. Bild: Radio Bremen | Heinrich Pfeiffer

Der etwas andere Angang an Kirchner, ihn ausschließlich im Medium Holzschnitt zu präsentieren, geht gut auf. Seine Drucke stehen in einem tollen Kontrast zu dem raumgreifenden Druckstock von Thomas Kilpper, der sich in seinem Werk auch mit den problematischen Seiten Kirchners auseinandersetzt. Gerade dieser riesige Holzschnitt lädt zum Hinknien und Anfassen ein, da man sprichwörtlich über den Holzschnitt läuft und so einen beeindruckenden, mal ganz anderen Kontakt zur Kunst bekommt. Dies gelingt der Ausstellung zu großen Teilen sehr gut.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 8. November 2024, 10:10 Uhr

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