Was macht die Kunst? "An der Schwelle zur Ewigkeit" von Vincent van Gogh

Gemälde von Vincent van Gogh, 1890 "An der Schwelle zur Ewigkeit"

Was macht die Kunst? "An der Schwelle zur Ewigkeit" von Vincent van Gogh

In Deutschland fürchten sich viele vor Armut im Alter. Not im Alter ist auch ein Thema in der Kunst. Es beschäftigte den nicht gerade wohlhabenden Niederländer Vincent van Gogh. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1890 malte er ein Bild, das später "An der Schwelle zur Ewigkeit" genannt wurde.

Bild: Radio Bremen

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Gemälde von Vincent van Gogh, 1890 "An der Schwelle zur Ewigkeit"
"An der Schwelle zur Ewigkeit" von Vincent van Gogh, entstanden in Saint-Rémy im Mai 1890, Öl auf Leinwand, Maße: 81 x 65 cm, Kröller-Müller Museum, Otterlo, Niederlande Bild: Radio Bremen

In Deutschland fürchten sich Menschen vor zu wenig Geld im Alter. Die gerade gescheiterte Rentenreform macht diese Sorgen nicht besser. Not im Alter ist auch ein Thema der Kunst: Es beschäftigte den nicht gerade wohlhabenden Niederländer Vincent van Gogh (1853-1890). Kurz vor seinem Tod malte er ein Bild, das später "An der Schwelle zur Ewigkeit" genannt wurde.

Auf dem Gemälde wärmt sich ein in sich zusammengesunkener, alter Mann vor einem rot lodernden Kaminfeuer. Er trägt einen zerschlissenen blauen Anzug, stützt ein Gesicht auf die Fäuste und reibt sich die Augen. Seine Züge sind so nicht zu erkennen, nur seine Halbglatze. Die Ritzen der abgewetzten Dielen laufen perspektivisch verkürzt nach hinten. Das verstärkt den Eindruck von völliger Haltlosigkeit. Der Mann ist offenkundig in Not, materiell genauso wie mental.

Es handelt sich um einen verelendeten ehemaligen Soldaten. Vincent Van Gogh traf ihn in einer Armenküche in Den Haag und zeichnete ihn. Das Gemälde entstand erst kurz vor van Goghs Tod 1890, damals lebte er schon in einer Heilanstalt in der Provence. Er tauchte das Motiv nun mit dicken Strichen in helle Farben und südliches Licht, es bekommt so etwas Allgemeingültiges, wird zum Appell an das Mitgefühl. Zudem regt das Gemälde die Fantasie an: So wie diesem Mann könnte es auch einem selbst gehen, denn niemand ist vor Schicksalsschlägen wirklich sicher.

Zwar erlebte die Bundesrepublik eine lange Periode des Wohlstands, doch der kam nie bei allen an: "Tafeln" etwa haben großen Zulauf. Und die Angst vor Altersarmut und zu niedriger Rente bedrückt auch Menschen, denen es gut geht, obwohl es ein soziales Netz gibt, das zu Van Goghs Zeiten noch nicht existierte. Van Gogh stellt dar, wie bedrückend schon die pure Vorstellung ist, in eine hilflose Lage kommen zu können. Damit trifft er einen Nerv bis heute. Denn wer von seiner Arbeitskraft lebt statt von Vermögen und Erbe, wäre schon bei längerer Krankheit oder anhaltender Arbeitslosigkeit vom sozialen Abstieg bedroht.

Autor/Autorin

  • Kia Vahland

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