Was macht die Kunst? Impression III (Konzert) von Wassily Kandinsky

Kunstwerk von Wassily Kandinsky: Impression III (Concert)

Was macht die Kunst? Impression III (Konzert) von Wassily Kandinsky

In München hat an diesem Wochenende das Oktoberfest begonnen, es verspricht Bier, Gesang, gemeinschaftlichen Rausch. Heute kommen Touristen aus aller Welt, kleiden sich in Dirndl und Lederhosen. Schon vor dem Ersten Weltkrieg war das Fest eine Attraktion. Auch für den russischen Maler Wassily Kandinsky. Der aber wirbt für noch einen ganz anderen Rausch, erzählt die in München ansässige Kunstkritikerin, Autorin und Radio Bremen Zwei-Kolumnistin Kia Vahland.

Bild: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957

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Kunstwerk von Wassily Kandinsky: Impression III (Concert)
"Impression III (Konzert)" von Wassily Kandinsky, zu sehen in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München. Bild: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957

1903 schlenderte der russische Maler Wassily Kandinsky über die Theresienwiese, damals noch mit schlichter Bundhose und Schirmmütze. Der Avantgardist begeisterte sich für Volkskultur aller Art. Aus seinen Eindrücken entwickelte er ein Fest der Farben, aus dem Rausch einen Farbenrausch. 1911 schuf er unter dem Titel "Impression III" ein Gemälde, in dem Lila und Gelb, Rot und Blau explodieren. Die Farben streben nach oben, Formen finden sich und lösen sich auf. Ihn inspirierte ein Konzert des experimentellen österreichischen Komponisten Arnold Schönberg in München. Ein schwarzer Farbblock auf dem Bild erinnert so an einen Flügel, die bunten Punkte an das Publikum, das dieses musikalische Ereignis erlebt. Die Figuren geben sich einer kollektiven Ekstase hin. Was ja auch die Trinkenden auf der Wiesn tun.

Das Bild macht gute Laune, es zeigt das, was wir heute "flow" nennen, die Fähigkeit, sich in eine Sache, in die Kunst zu versenken. Und es zeigt, dass Kultur Gemeinschaft braucht, den Austausch im Konzert, bei einer Lesung oder in der Oper. Deswegen waren die Schließungen von Museen und Theatern in der Pandemie so trist. Und deswegen ist zu hoffen, dass die Politik künftig nicht als Erstes bei kulturellen Einrichtungen spart. Sie gehören zum gemeinschaftlichen Leben, und sie bereiten mindestens so viel Genuss wie ein Volksfest.


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Autor/Autorin

  • Kia Vahland

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