Die Morgenandacht Karsamstage sind unwirkliche Tage

Andrea Grote
Andrea Grote

Die Morgenandacht Karsamstage sind unwirkliche Tage

Ihre Reha war wie Karsamstag, sagt Gemeindereferentin Andrea Grote. Sie ist froh, die Kar- und Ostertage auch körperlich mitfühlen zu können.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Ihre Reha war wie Karsamstag, sagt Gemeindereferentin Andrea Grote. Sie ist froh, die Kar- und Ostertage auch körperlich mitfühlen zu können.

Vor ungefähr zwei Jahren war ich für ein paar Wochen in einer Reha. Mein Ofen war aus. Depressive Krise, Burnout war die Diagnose. Nichts ging mehr. Außer Weinen, weinen ging ziemlich gut. Ohne dass ich es wollte. Mein Alltag, meine Arbeit, mein Leben waren mir über den Kopf gewachsen. Und es war eine Pause notwendig. Bis zur Reha waren es lange Wochen und als ich endlich da war, wurde es noch ein bisschen heftiger. Alles war anstrengend. An die Wochen davor kann ich mich nicht mehr besonders gut erinnern. Zumindest nicht an das, was so konkret war. Dafür an die Zeit in der Reha umso intensiver.

Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Zeit für mich selbst. Und noch nie in meinem Leben hatte ich so wenig das Bedürfnis mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Alles, was passierte, war irgendwie gedämpft. Zumindest in den ersten beiden Wochen. Ich hab‘ mein Programm, Gespräche, Untersuchungen und Sport absolviert und ansonsten geschlafen und geatmet. Eigentlich bin ich wirklich kontaktfreudig, lerne im Handumdrehen Menschen kennen, hab Spaß daran, mitzukriegen, was die Menschen in meinem Umfeld so umtreibt. In den ersten zwei Wochen der Reha war es allerdings so gut, das nicht zu müssen. Und irgendwann, als die Ruhe wirklich bei mir und in mir ankam, hörte das Weinen auf und das Sprechen ging langsam wieder los.

An diese Zeit muss ich immer besonders intensiv am Karsamstag denken. Meine Reha in den ersten zwei Wochen war Karsamstag. Stille. Totenstille. Und irgendwie nicht so richtig Hoffnung auf Besserung. Diese Karsamstage sind unwirkliche Tage, meine Reha-Tage damals waren es ganz bestimmt. Klar, im Alltag gibt es Ostervorbereitungen, Ostern und Auferstehung will schließlich gefeiert werden. Aber trotzdem bleibt da eine stille Ecke in mir. Und die löst sich auch erst auf, wenn ich das erste Halleluja in der Osternacht gesungen habe. Ich bin ganz froh darüber, dass ich die Kar- und Ostertage in jedem Jahr auch so körperlich mitfühlen kann.

Und ich bin froh, schon jetzt und ganz klein, aber dafür umso persönlicher erfahren zu haben, was auch Auferstehung sein kann. Tränen getrocknet zu wissen und wieder in Kontakt gehen zu können. Mit Osteraugen wieder das Leben zu feiern, Neues und Neue kennenlernen zu wollen, Hoffnung zu fühlen, mich erinnern und singen. Ich freu mich auf das Osterfest!

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  • Andrea Grote

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