Die Morgenandacht Bestandsaufnahme

Das Lied "Bestandsaufnahme" von Julia Engelmann bewegt Pastorin Anja Bär zu einer eigenen Bestandsaufnahme in ihrem Leben.

Bestandsaufnahme. Das Lied von Julia Engelmann hat es mir angetan. Jetzt gerade spricht es stärker als sonst zu mir. Lädt mich ein, mal auf das zu schauen, was ich alles habe. Es ist so viel leichter, den Blick auf den Mangel zu richten, als auf das, was ich alles habe. Und das ist viel. Neben all den wichtigen Menschen in meinem Leben – meinen Kindern, meinem Partner, meinen Eltern – ich habe noch beide Eltern und bin so dankbar für sie.

Neben all dem, was meiner Seele gut tut, sie nährt, habe ich eine ganze Menge Wohlstand, der sich nicht nur, aber auch in materiellen Dingen ausdrückt. Julia Engelmanns Lied hat mir geholfen, das zu sehen:
Ich habe mehr Schmuck, als ich gleichzeitig tragen kann.
Ich habe mehr Bücher als ich lesen kann.
Ich habe ein Dach über dem Kopf, ein Bett mit Kissen und Decke. Fließend warmes Wasser aus der Wand, ein Eis oder mehr im Tiefkühlschrank.
Ich habe ein Refugium, einen Ort, an den ich mich zurückziehen kann. Dort wohnen Erinnerungen, alte und neue. Da wachsen Bäume, alte und junge. Manche tragen nicht mehr, andere noch nicht Früchte, die nicht nur mir gut schmecken.
Ich habe Augen, Ohren, Hände, einen Mund. Und ich weiß damit umzugehen. Julia Engelmann kann das viel schöner ausdrücken, als ich es kann und darum leihe ich mir eben mal ihre Worte:

Ich hab' Augen, die, was ich betrachte, auch tatsächlich sehen
Und Beine, die stolpern und tanzen oder tatkräftig gehen
Ich hab' mein Leben, das Endlich ist
Und nicht selbstverständlich ist.

Es ist nicht selbstverständlich, dass ich lebe. Meistens denke ich darüber nicht nach, sondern nehme es hin. Und das ist auch gut so.

Doch dann und wann, vor allem, wenn mir solch ein Lied begegnet, werde ich mit neuer Dankbarkeit erfüllt für das, was ich habe. Und dazu brauche ich auch mal eine Bestandsaufnahme.