Was macht die Kunst? Pietà von Giovanni Bellini

Eine Frau lächelt in die Kamera
Kia Vahland

Was macht die Kunst? Pietà von Giovanni Bellini

Ostern naht, das höchste Fest der Christenheit. Und der Papst ist krank, was er nicht verbirgt. Schon Johannes Paul II machte aus seiner Gebrechlichkeit keinen Hehl. Doch gesellschaftlich bleibt es ein Tabu, Leid so offen zu zeigen. Die Kunstkolumnistin, Journalistin und Sachbuchautorin Kia Vahland stellt ein österliches Christusgemälde von Giovanni Bellini über das Leiden aus der venezianischen Renaissance vor.

Bild: Börsenverein des deutschen Buchhandels | Moe Wuestenhagen

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Giovanni Bellini Pietá (1465)
Pietà von Giovanni Bellini aus dem 15. Jahrhundert. Zu sehen ist es im Museum Brera in Mailand. Bild: Gemeinfrei

Das Gemälde zeigt eine Landschaft des Veneto mit grauem Himmel. Sie wird verdeckt von drei Figuren hinter einer steinernen Brüstung. Maria und Johannes halten und zeigen den Leichnam Jesu. Seine Haut ist fahl, sein Körper kraftlos, seine Hände tragen die Wunden der Kreuzigung. Doch Maria umarmt ihn und drückt ihre Wange an seine, als würde er das noch spüren. Auch Johannes stützt den Toten, seine Augen sind rotgeweint vor Trauer. Maria und Johannes zeigen ihre unbedingte Unterstützung, sie leiden wirklich mit. Das gibt dem Bild etwas Zartes.

Maria und Johannes sind sehr emotional dargestellt, sie leisten wirklich Beistand. Dadurch bekommt das Bild etwas Tröstendes: Jesus ist tot, jedoch nicht allein. Aber die beiden wollen auch, dass wir uns nicht wegducken, sondern hinschauen, was Jesus angetan wurde, und das aushalten. Anrührend dabei ist, dass Jesus selbst nicht als bis zuletzt kämpfender Muskelprotz erscheint, sondern verletzlich, wie Menschen eben sind.

Auch Papst Franziskus trat kurz nach seinem Krankenhausaufenthalt wieder öffentlich auf und sah sehr mitgenommen aus. Damit bricht er ein Tabu. Die meisten von uns ziehen sich ja eher zurück, wenn sie krank sind und offenbaren sich nur engsten Vertrauten. Und er bricht mit der Idee, ein Mann dürfe keine Schwäche zugeben.

Im Moment zelebrieren Politiker wie Trump und sein Vize Vance ja eine brutale Männlichkeit, einen Kult der Härte gegen Schwächere wie Migranten. Aufs Christentum berufen sie sich trotzdem. Franziskus dagegen ist souverän genug, sich angeschlagen und verletzlich zu zeigen und auf Mitgefühl zu vertrauen. Aus solch einer Haltung heraus mag auch das Gemälde Giovanni Bellinis entstanden sein.

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  • Kia Vahland

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