Die Morgenandacht Ein Schicksalsschlag prägte sein Leben
Standdatum: 4. März 2025.
Die Morgenandacht Ein Schicksalsschlag prägte sein Leben
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Als sich Vinzenz von Paul mit den Armen und Bettlern auf einer Stufe sah, änderte sich sein Leben radikal, wie Gemeindereferentin Claudia Rolke erklärt.
Eigentlich wollte er nur Priester werden, um Karriere zu machen und reich zu sein. Aber da hatte Vinzenz von Paul die Rechnung ohne den Wirt gemacht, oder wie man so schön sagt: Der Mensch denkt und Gott lenkt! Ich mag seine Geschichte und seine Spiritualität. Sie prägt mich bis heute. Vinzenz von Paul war Franzose und Priester im 17. Jahrhundert, einer der blutigsten Epochen der französischen Gesellschaft, geprägt durch unermesslichen Reichtum auf der einen Seite und ebenso großem Elend auf der anderen. Man nennt Vinzenz den Begründer der Caritas. Vinzenz wollte raus aus seiner bäuerlichen Herkunft. Und da er `was auf dem Kasten hatte, studierte er. Sein Vater zahlte für sein Studium zwei Ochsen. Dem jungen Vinzenz war das hochnotpeinlich.
Um als Priester möglichst schnell an eine Gemeinde mit vielen Reichtümern zu gelangen, bestach Vinzenz, als er 19 Jahre alt war, einen alten Bischof und "kaufte" sich eine Weiheurkunde. Mit 21 Jahren ließ er sich dann richtig weihen. Ein Schicksalsschlag sollte sein Leben prägen: Vinzenz wurde entführt und als Sklave in Tunesien verkauft. Vom einst so stolzen und strebsamen jungen Mann war nicht mehr viel übrig. Als er 1607 befreit wurde und nach Paris kam, besaß er die Priesterkleidung, die er am Leibe trug – sonst nichts. Seinen Glauben an einen Karrieregott hatte er verloren. Vinzenz sah sich auf einmal auf einer Stufe mit den Armen und Bettlern der Stadt. Sein Leben wandelte sich radikal.
In der unmittelbaren Begegnung auf Augenhöhe und der liebevollen Zuwendung zu den Menschen der Straße erfüllte ihn ein Glück und eine Zufriedenheit, die er bis dato nicht kannte. Er empfand etwas Göttliches, wenn er sich dem Menschen in seiner Not zuwendete. Und diese Zuwendung wurde für ihn zu einer neuen Glaubensquelle. Vinzenz hat in den hilfsbedürftigen Menschen ihre Würde als Geschöpf Gottes entdeckt, die kein Elend dieser Welt ihnen jemals nehmen kann.
Sein Motto wurde: Die Armen sind unsere Herren – Liebe sei Tat – Nächstenliebe ist Gottesdienst. Es macht keinen Unterschied, ob ich Gott in einem Gottesdienst begegne oder in einem hilfsbedürftigen Menschen. - Diese Grundeinstellung prägt bis heute die organisierte Caritas. Aber nicht nur sie, sondern auch unser Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist – und ich möchte einfügen: und bleibt – unantastbar. Nur für heute nehme ich mir vor, die Menschen in meiner Umgebung in ihrer Würde als Geschöpf Gottes zu sehen.