Die Morgenandacht Ein Multikulti-Strauß in den Pflegeheimen

In den Altenpflegeheimen der Caritas trifft Claudia Rolke Mitarbeitende aus allen Kontinenten. Sie mag den Klang der unterschiedlichen Sprachen.

In den Altenpflegeeinrichtungen der Caritas treffe ich als Seelsorgerin Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Kontinenten der Erde. Wir sind ein wunderbarer Multikulti-Strauß an Sprachen, Kulturen und Religionen. Viele Kolleginnen und Kollegen unterstützen mit ihrem Geld ihre Familien in den Heimatländern. Einige gehen dafür neben ihrer Vollzeitstelle auch noch einer weiteren Beschäftigung nach. Die Pausen nutzen sie oft, um per Video mit den Angehörigen zu sprechen, wenn es von der Zeitverschiebung her möglich ist.

Ich mag den Klang der unterschiedlichen Sprachen, von denen ich nicht eine wirklich verstehen kann. Ich mag es sehr, wenn wir uns unterhalten, über die verschiedenen Bräuche, über die verschiedenen Speisen, über die Landschaften der Herkunftsländer, ob sie aus einem Gebirge kommen oder vom Meer, welche Blumen und Pflanzen zu Hause wachsen, was sie als Kinder gerne gespielt haben. Wir haben uns einmal unsere Abzählreime vorgesprochen. Wie klingt "ene mene Muh" in Ghana oder Indien? Und wie klingen die Schlaflieder für unsere Kinder in Polen, Syrien oder Peru?

Einige Kolleginnen sind einem Krieg entkommen. Die Angst um Ihre Angehörigen in der Heimat wird selten ins Wort gebracht. Manchmal läuft still eine Träne über die Wange. Ein wortloser Händedruck oder ein Streicheln über die Schulter wird mit einem "Danke!" angenommen. Und wir sprechen über unseren Glauben.
Was ist bei euch Sünde? Was betet ihr im Ramadan, in der Fastenzeit?
Was ist wichtig in eurer Religion, wenn ein Mensch verstirbt?
Was glaubt ihr, was nach dem Tod passiert?

Es sind für mich kostbare Gespräche und Begegnungen, in denen wir viel voneinander lernen. Aber nicht nur das: Es ist eine kleine Gruppe von muslimischen Frauen und mir entstanden. Wir teilen dieselben Sorgen um erkrankte Kolleginnen und Bewohner. Und wir haben beschlossen, dass wir in unseren Gebeten für diese Menschen beten. Meine Kolleginnen und Kollegen werden mir nicht nur vertrauter, ich gewinnen sie sogar lieb. Wir alle sind das Gesicht der Caritas Bremen. Wir alle kennen aus unseren Religionen das Gebot der Nächstenliebe, und wir leben es gemeinsam für die Menschen, die unserer Pflege anvertraut sind – und das nicht nur für heute!