Die Morgenandacht Die Macht ist eine Gabe Gottes
Standdatum: 7. März 2025.
Die Morgenandacht Die Macht ist eine Gabe Gottes
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Wir brauchen Menschen, die auf gute Weise Macht und Verantwortung übernehmen, sagt Gemeindereferentin Claudia Rolke.
Ein befreundeter Priester bittet mich, für die Einkehrtage in seinem Dekanat Impulsvorträge zum Thema Macht vorzubereiten und zu halten. Oh Halleluja! Geht’s nicht ein bisschen einfacher? Vor dieser Aufgabe habe ich Respekt. Wie bekomme ich einen guten Zugang zur Macht? Bei Macht denkt man ja eher an Machtmissbrauch und Machthaber, an Ohnmacht, Unterdrückung und Ausbeutung. Aber wenn wir mal genauer hinsehen, dann kennt sicherlich jede und jeder von uns Karrieremenschen, die eine einflussreiche Position in ihrem Leben anstreben. Also nach Macht streben, auch wenn es keiner so direkt nennt. Einflussreich sein, Verantwortung tragen, Autorität besitzen, eine Entscheidungskompetenz, … das sind letztlich alles Formen von Macht – und die sind legitim. Wir brauchen Menschen in unseren Gruppen und Organisationen, die auf gute Weise Macht und Verantwortung übernehmen.
Für den religiösen Menschen ist Macht eine Gabe Gottes, von Gott geschaffen. Dem Menschen wird sie nur übertragen, verliehen, er ist nicht selber der Machtinhaber. Aber er trägt die Verantwortung, diese Macht zum Wohl der Menschen einzusetzen, die ihm anvertraut sind. Diese Macht ist also nicht das Ziel der Karriereleiter, sondern "Mittel zum Zweck". Und der Zweck ist immer das größere Wohlergehen der Anderen. Der Jesuitenpater Stefan Kiechle schreibt in seinem Büchlein "Macht ausüben": "Nur der wird mehr Gutes als Böses wirken, der die Macht frei und selbstlos, diskret und liebevoll gebraucht."
Deswegen kann auch nur ein ausgewogener Mensch in dieser Macht stehen. Ein Mensch, der um sich weiß, um seine Größe, aber auch um seine Erbärmlichkeit, um seine Stärke und um seine Schwäche, um seine Kraft und um seine Angst – und letztendlich um seine Existenz als Kind Gottes. Denn, so steht es im Johannesevangelium: "Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden", (Joh 1,12) Diese Macht macht demütig, denn sie wird uns geschenkt, wir können sie nicht erstreben oder durch Leistung erlangen.
Der verstorbene Aachener Bischof Klaus Hemmerle schrieb ein Gedicht über die Macht aus der Perspektive Jesu: "Ich habe die Macht, mich von dir suchen zu lassen und dort, wo du mich nicht erahnst, dich beim Namen zu rufen. Ich habe die Macht, mit dir deinen Weg zu gehen und dich nach dem Warum deiner Traurigkeit zu fragen. Ich habe die Macht, mich von dir einladen zu lassen, wenn es dunkel wird, und dir die Augen zu öffnen. Ich habe die Macht von innen zu kommen, wo Türen verschlossen sind, und in deiner Mitte zu sein. Ich habe die Macht, dich erkennen zu lassen an meiner Todeswunde, dass ich der Lebendige bin." Soweit das Zitat.
"Nur für heute" werde ich keine Angst haben, mit dem, was in meiner Macht steht, Gutes zu tun.